"Mama, kann ich was naschen?" - oder: wie wir Naschbox und Wochenplan einführten

Unser Versuch, dem Kind zu erlauben, sich die Suessigkeiten der Woche selber einzuteilen
"Maaaamaaa, kann ich was naschen?"

Kennt Ihr diese Frage? Also ich durfte sie mir mehrmals am Tag anhören, nur um Wirbelwind dann zu erklären, dass sie gerade Zähne geputzt hat, dass gleich Abendbrot ist oder sie doch eben erst Mittag gegessen habe. Egal wann diese Frage kam, sie ließ mein Herz gleichmal etwas schneller pochen. Ja, es nervte. Konnte dieses Kind denn nicht einfach mal nichts naschen? 



Ein schleichender Prozess

Wirbelwind konnten wir als erstes Kind ziemlich lange von Süßigkeiten fern halten, was uns bei Wölkchen nicht mehr gelang. Mütter von mehreren Kindern kennen das, oder? OK, Wirbelwind durfte mit einem Jahr auch mal an einem Eis lecken, aber statt Keksen und Gummibärchen gab es für sie Rosinen und Hirsebällchen. Und sie war zufrieden damit. Doch dann kam der Kindergarten. Und auch wir wurden nachlässiger. Immer mehr Süßigkeiten schlichen sich ein. Hier ein Gummibärchen, dort ein Stück Schokolade. Und ehe wir uns versahen, also nun mit vier Jahren, haben wir ein kleines Naschmonster erschaffen. Es ist, als wolle sie all die verlorene Naschzeit im Kleinstkindalter nachholen.

Eine Idee

Diese Frage nach dem Naschen, wollte ich nicht mehr hören. Und auch sonst wollte ich einmal testen, wie weit Wirbelwind eigentlich gehen würde bzw. wie groß ihr Verständnis für ihren eigenen Körper ist. Wie viel würde sie naschen, wenn sie ungehinderten Zugang zum Schlaraffenland hätte? 
Und so erinnerte ich mich an einen Fernsehbericht, in der ein Kind eine Schachtel mit Süßigkeiten zugesteckt bekam, die für eine ganze Woche halten sollten. Am Ende der Woche war diese Schachtel noch voll! Gut, das würde bei Wirbelwind sicherlich nicht passieren, aber die Idee war geboren. 

Der Wochenplan (eine Bastelanleitung)

Nun haben wir das Problem, dass Wirbelwind mit seinen vier Jahren die Wochentage und somit das Ausmaß einer ganzen Woche nur schwer verstand. Aber ganz ins Blaue wollte ich dann doch nicht experimentieren.  Daher war der erste Schritt, einen Wochenplan zu basteln, um ihr einen Überblick zu verschaffen (Inspiriert von der lieben Tanja von Tafjora)

Im Grunde ist dieser Wochenplan schnell erledigt: Man nehme eine Pappe sowie ein helles Blatt Papier (gerne auch in einer bunten Farbe), dazu ein paar Filzstifte, Schere, Kleber und eine Klammer. Fertig. 

Nun sieben Streifen für die Wochentage ausschneiden, beschriften und nach Belieben bemalen, zum Beispiel mit bedeutenden Ereignissen, die an den jeweiligen Tagen statt finden.  

Sonntags sollte die Naschbox immer aufgefüllt werden, und so malte ich noch ein paar Bonbons darauf. Samstag und Sonntag haben wir etwas abgesetzt, um zu zeigen, dass hier das Wochenende ist, und Familienzeit. Den Rest hat Wirbelwind fleißig mit Stempeln verschönert, auch wenn diese keine weitere Bedeutung haben. Fertig war der Wochenplan.

Die Naschbox bzw. Naschschale

Der Wochenplan stand also und ich erläuterte Wirbelwind mein Vorhaben. Jeden Sonntag soll die Box befüllt werden und das alles soll eben eine Woche (siehe Wochenplan) reichen. Es liegt in ihrer Entscheidung, was und wann sie daraus isst. Doch wenn die Box leer ist, ist sie leer. Befüllt wird sie erst wieder am Sonntag. Wenn sie unterwegs Fruchtgummi isst, wird die entsprechende Menge aus der Naschbox entfernt. 

Die Box wurde befüllt und Wirbelwind strahlte über das ganze Gesicht.

So sah die Box befüllt aus. Das war aus meiner Sicht eine angemessene Menge für eine Woche, orientiert an den bisherigen Naschgewohnheiten.

Noch am selben Nachmittag griff Wirbelwind munter darauf zu. So sah sie am Sonntagabend aus:

Die Euphorie kannte keine Grenzen. Das zeigte sich auch Montagabend:

Man sieht, es lichtet sich. Dienstagabend war es schon recht übersichtlich:

Am Mittwochabend fragte ich mich, ob sie ab nun jeden Tag nur noch ein Gummibärchen essen würde. 

Am Donnerstag ging nicht viel weg, weil wir da lange draußen waren. Eis gab es auch unabhängig von der Box, zu Wirbelwinds Freude. 

Es kam, wie es kommen musste: am Freitag war die Box ratzekahl leer.

Mein Fazit

Inzwischen haben wir drei Runden durchlaufen. Jeden Tag wird stets fleißig zugegriffen, aber auch großzügig an Wölkchen verteilt. An den nächsten Tag wird nicht gedacht. Wenn es alle ist, ist es alle. Haushalten ist mit vier Jahren wohl noch etwas viel verlangt. Lediglich die Tatsache, dass wir tagsüber kaum zu Hause sind hat die Box davor gerettet bereits Dienstag leer genascht zu sein. 

Grundsätzlich finde ich die Idee wirklich prima, dem Kind mehr Eigenverantwortung zu geben, zumal es diese Freiheiten auch sehr genießt. Es ist jedoch fraglich, ob - auch mit Wochenplan - vier Jahre noch zu früh sind und man das doch eher im Schulalter beginnen soll?

Welche Naschregeln habt Ihr? 
Habt Ihr auch schon einmal solche "Naschboxen" eingeführt?

Eure Wiebke


Nachtrag
Inzwischen sind wir auf eine kleinere Box umgestiegen, die wir jeden Tag befüllen. Das klappt deutlich besser. Für die Wochenversion fehlt Wölkchen einfach noch das zeitliche Verständnis. Aber Versuch macht klug. ;-)

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