Aus dem Leben einer Einfach- und Zweifachmama

ACHTUNG: Der Beitrag besitzt hyperbolische Züge. Bitte mit einem Augenzwinkern sehen!

So unterschiedlich kann das Leben einer Mama mit einem bzw. zwei Kindern aussehenIn einem früheren Beitrag habe ich bereits angesprochen, was mit zwei Kindern anders ist, als mit einem. Denn es macht eben doch einen Unterschied, ob man ein oder zwei Kinder hat. Besonders bei einem noch sehr kleinen Baby als Neuzuwachs. Doch auch später, wenn das zweite Kind etwas größer ist, zeigen sich noch eklatante Unterschiede im Alltag einer Einfachmama und einer Zweifachmama. Begleitet mich einmal durch den Tag einer Einfachmama mit einjährigem Kind und einer Zweifachmama mit einem Vierjährigen obendrauf.


Morgens

... bei der Einfachmama

Das Kind butzelt heute etwas länger und die Mama schläft einfach noch ein wenig mit. Termine hat sie keine, denn das Kind geht noch nicht in den Kindergarten. Tiefenentspannt klettern sie um 8:34 Uhr aus dem Bett. Gutgelaunt bereitet die Mama das Frühstück zu. Sie lacht über die lustigen Essversuche ihres Sprösslings, während entwicklungsförderliche klassische Musik aus dem Hintergrund hin zum blitzblanken Essbereich plätschert. Brot und Brei sind verputzt und so schlendern Kind und Mutter fröhlich ins Badezimmer. 
Anschließend spielt das Kind ein Weilchen mit dem altersgerechten Spielzeug ohne Giftstoffe, spitzen Kanten und verschluckbaren Einzelteilen. Gegen 10 Uhr geht das Dreamteam auf den Spielplatz, wo sie auf eine gehetzt wirkende Zweifachmama treffen.


... bei der Zweifachmama

Kind 2 wacht um 6:23 Uhr auf. Das Röcheln der verschnupften Nase lässt sie nicht wieder einschlafen. Wie so oft hat sich Kind 2 bei den Kita-Viren von Kind 1 angesteckt. Die Zweifachmama ist "not amused". 
Auf dem Weg zum Wickeltisch öffnet Kind 1 seine Tür, neugierig vom Gebrabbel dort im Flur. Die Mama gibt ihr Bestes, mit einem 10-Kilo-Paket auf dem Arm auch Kind 1 angemessen zu begrüßen, und hört sich "Na, hast Du schön geschlafen?" fragen. Nachdem Kind 2 versorgt wurde, sprintet sie zum Wäschekorb und stopft anschließend die verdreckte Kita-Kleidung in die viel zu kleine Waschmaschine.  
Nun heißt es erst einmal Frühstück machen. Während Kind 2 den Brei verweigert, weil es sieht, wie Kind 1 Joghurt isst, verschüttet letzteres ihr Saftglas. Mit der linken Hand Kind 2 beruhigend und mit der rechten Hand die Saftschorle aufwischend schimpft sie sich durch das Frühstück.
Als die Waschmaschine die letzten Schleuderbewegungen macht, sitzt die Zweifachmama bereits mit Nadel und Faden auf dem Sofa, um die Lieblingsleggins von Kind 1 zu flicken. Während sie anschließend Wäsche aufhängt, darf Kind 1 etwas Tablet schauen. In der Zwischenzeit vergnügt sich Kind 2 im Kinderzimmer von Kind 1 mit nicht allzu altersgerechtem Spielzeug. Es schleudert die Schuhe von Barbiepuppen durch die Gegend, verschafft sich mit Buntstiften ein individuelles Make-up und planscht ein wenig im von der Nacht gefüllten Töpfchen von Kind 1 herum. Als die Zweifachmama das entdeckt, ist es schon zu spät. Das sorgsam ausgewählte Outfit von Kind 2 wird mit Pinzettenfingern in die Badewanne geschleudert und durch neue Kleidung ersetzt.
Inzwischen ist es 8:30 Uhr und Kind 1 muss in den Kindergarten. Unter freudigem Gebrüll stürmen beide Kinder das Treppenhaus und lassen auch die Nachbarn wissen, dass hier zwei Kinder äußerst gut gelaunt sind. Nachdem Kind 1 in der Kita abgeworfen wurde, steuert die Mama noch den Spielplatz an. Dort trifft sie völlig abgehetzt auf die adrett gekleidete und gestriegelte Einfachmama. 


Vormittags

Einfachmama und Zweifachmama kennen sich. Sie setzen ihre Kinder nebeneinander und breiten ihr Sandspielzeug vor ihren Kindern aus. Für das Einfachmama-Kind gibt es ein blinkendes und glänzendes Set aus Eimer, Schaufel, Harke und Sieb. Die Sonne spiegelt sich lieblich darin wider. Vor dem Zweifachmama-Kind verteilt sich ein Sammelsurium aus Schaufeln, Eimern und Baggern des großen Geschwisterchens, das seine besten Tage bereits längst hinter sich hat. Bald wird es den Kindern jedoch zu langweilig. Das Zweifachmama-Kind fackelt nicht lange und steuert sogleich die Rutsche an, wo es mit Genuss und lautem Getöse Steine hinaufpurzeln lässt. Es kennt sich hier sehr gut aus, da es jeden Nachmittag mit dem großen Geschwisterchen verweilen darf. 
Das Kind der Zweifachmama wird auf einem gebügelten Deckchen drapiert. Versuche, sich von dem flauschigen Untergrund zu entfernen und die sandige Umgebung zu erkunden, werden mit lautem "Ahhh" und "Igitt" der Einfachmama kommentiert. 
Gegen 11 Uhr gehen beide wieder ihre Wege. Es ist Zeit für das Mittagessen. Die Einfachmama steckt ihr Kind in einen Buggy, der einem Katalog entsprungen sein könnte. Das Ablagenetz macht seinem Namen keine Ehre. Ganz anders verhält es sich bei der Zweifachmama. Hier finden sich im Buggy Kastanien vom Vorjahr, Stöcke, Blätter, vertrocknete Blumensträuße, Bastelarbeiten, "Edelsteine" und andere Schätze, die von Kind 1 sorgfältig ausgewählt und dort zwischengelagert wurden.


Mittags

... bei der Einfachmama 

Die Einfachmama reinigt das jungfräuliche Sandspielzeug und drapiert es wie einen heiligen Gral auf dem Schuhschrank. Das Kind eilt sofort zur Spieleküche, die es am Tag zuvor geschenkt bekommen hatte und vertieft sich die nächste halbe Stunde in diese Neuheit, rührt Töpfe und öffnet Türen. In der Zeit kocht die Einfachmama ein gesundes Gericht aus Kartoffeln und Blumenkohl, zu essfreundlichem Brei zerdrückt. Das Kind verschlingt das Essen gierig und wird zum Mittagsschlaf hingelegt. Die Einfachmama hat indes genügend Zeit, um die Wohnung von Brei-Resten und herumliegendem Spielzeug zu befreien. 


... bei der Zweifachmama

Die Zweifachmama schleudert das in die Jahre gekommene Sandspielzeug in die Ecke des Hausflurs. Oben angekommen steuert sie das Tiefkühlfach an. Sie schiebt eine Tiefkühlpizza in den Ofen und versucht in der Zwischenzeit das vom Morgen zurückgelassene Chaos zu beseitigen reduzieren. Kind 2 geht derweil im Kinderzimmer rutschen. Die Spieleküche von Kind 1 hat keinerlei Reiz, denn sie war ja schon immer da. 10 Minuten später sitzen Kind und Mutter am Esstisch und knabbern an ihrer Pizza. Beide sind müde und so legen sie sich gemeinsam zum Mittagsschlaf hin.  


Nachmittags

... bei der Einfachmama

Nach dem Mittagsschlaf und einem kleinen Snack spielen Mutter und Kind ausgiebig miteinander. Da es regnet, werden sie den Nachmittag zu Hause verbringen. Sie liest ihm vor, erfreut sich an seinen ersten Sprechversuchen, albert herum und genießt die Zweisamkeit. Ab und an verlässt sie den Spielort, um Bad oder Küche zu wischen und die Wäsche zu bügeln. Viel zu schnell ist der Nachmittag vorüber. Als der Vater nach Hause kommt, spielt auch er noch etwas mit seinem Nachwuchs, ehe das Abendbrot eingeläutet wird. 


... bei der Zweifachmama

Nach dem Mittagsschlaf und einem kleinen Snack muss Kind 1 abgeholt werden. Bei plätscherndem Regen flüchten sich Mutter und Kind 2 in den Kindergarten. In einem unachtsamen Moment schleicht sich Kind 2 zu den Toiletten und freut sich, dass hier so tolles Planschwasser vorhanden ist.  
Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, und sie können auf den Spielplatz gehen. Der Regen hat herrliche Pfützen hinterlassen, die von Kind 2 genauer unter die Lupe genommen werden müssen. Schließlich wurde es bei Töpfchen und Toilette immer unsanft aus dem Spiel gerissen. Ehe die Zweifachmama eingreifen kann, sitzt Kind 2 bereits in der Pfütze und besudelt sich von oben bis unten mit Matsch. 
Während eine befreundete Mama auf die Kinder aufpasst, flitz die Zweifachmama nach Hause, um in Windeseile Wechselsachen aus dem Schrank zu fischen und in besten Sprintqualitäten zum Spielplatz zurück zu hetzen. Man weiß ja nie, ob sich Kind 2 gerade die Seele aus dem Leib brüllt. Frisch eingekleidet ist die Zweifachmama den Rest des Nachmittages damit beschäftigt Kind 2 unter lautem Protest von der Pfütze fernzuhalten. 
Irgendwann gesellt sich der Vater dazu und trägt Kind 2 durch die Gegend, während die Zweifachmama mit Kind 1 Fangen spielt.
Fertig vom Tag, schleppt sich die vierköpfige Familie nach Hause, um Abendbrot vorzubereiten. 

Abends

... bei der Einfachmama

Alle drei Familienmitglieder sitzen artig am Tisch und essen. Die Eltern unterhalten sich über ihren Tag. Gut gesättigt wird das Kind noch gebadet, ehe es ins Bett gebracht wird.
Nachdem das Kind im Bett ist, macht es sich die Einfachmama auf dem Sofa bequem und trinkt ein Weinchen. Ist doch ganz entspannt, das Mama-Leben, denkt sie sich, und stößt auf sich selber an.


... bei der Zweifachmama

Alle vier Familienmitglieder sitzen am Tisch. Kind 1 albert herum und versucht Kind 2 zum Lachen zu bringen. Dieses prustet den Inhalt seines Mundes über den Esstisch. Kind 1 lacht noch lauter. Die Eltern sind damit beschäftigt ihre Kinder in Zaum zu halten und sie gleichzeitig an das Essen zu erinnern. Die informativen Unterhaltungen müssen wohl mal wieder auf den Halbschlaf verschoben werden. 
Nachdem die Kinder behaupten nichts mehr essen zu wollen, werden sie noch in die Badewanne gesteckt. Auch hier ist der Geräuschepegel hoch, weil sich die Kinder gegenseitig die Spielsachen aus der Hand reißen. Während Kind 2 abgetrocknet und bettfertig gemacht wird, darf Kind 1 noch fernsehen. Irgendwann ist auch das große Kind im Bett.
Die Zweifachmama nutzt die Gunst der Stunde und nimmt endlich die Wäsche ab, die sie morgens aufgehängt hatte. Die Kleidung gesellt sich zum Haufen der letzten Maschine, der noch nicht den Weg in den Schrank gefunden hatte. Für mehr reicht die Kraft nicht. Sie lässt sich aufs Sofa fallen und schlürft ein Weinchen. Das war irgendwie ein anstrengender Tag, denkt sie sich, und schenkt sich noch einmal nach.


Moment, haben wir da etwas übersehen?

Mit diesem Auszug aus dem Tag einer Einfach- und einer Zweifachmama könnte ich nun schließen. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich ein Detail übersehen habe. Also spulen wir doch noch einmal zurück und schauen uns an, was zwischen den ganzen stressigen Momenten bei der Zweifachmama so passiert ist...
Ja, das sind sie, die Geschwistermomente, die wohl der Grund dafür sind, dass die Zweifachmama trotz aller Strapazen immer wieder zum Lachen gebracht und in Rührung versetzt wird. Und genau in diesen Momenten denkt sie: 

Ist es nicht toll, eine Zweifachmama zu sein?!

Eure Wiebke  

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