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Der Geburtstermin rückt immer näher. Nur noch zwei Wochen! Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, wo und wie ich entbinden möchte. Bei Wirbelwind hatte ich das getan, was scheinbar alle tun: ich bin in ein Krankenhaus gegangen und habe mich in die Obhut von zahlreichen Ärzten und Krankenschwestern gegeben, die - so meine Ansicht - schon wissen, was richtig ist. Schließlich war ich Erstgebärende und hatte keine Ahnung. Doch wie machen wir es diesmal?
Blicken
wir zunächst einmal etwas zurück und schauen uns an, welche
Entbindungsarten es gibt und was zu welcher Zeit üblich war.
Geschichte der Entbindung
Welche Art
der Entbindung gerade "populär" ist, hängt stark von der Zeit ab, in
welcher man lebt. Was ist modern? Oder was wird eventuell vom Staat
forciert? Bis in das 20. Jahrhundert hinein waren Hausgeburten die Regel. Dann verlagerte sich der Schauplatz in die Kliniken, Hausgeburten wurden insbesondere ab den 1970er Jahren selten.
Der technische Fortschritt führte zudem zu einer Veränderung der Entbindungsart. Über 30 (!) Prozent aller Krankenhausentbindungen sind heute Kaiserschnittgeburten.
Meine Mutter bekam mich 1981 in der damaligen DDR. Dort war es üblich im Krankenhaus zu entbinden. Das Geschlecht war im Vorfeld selten bekannt, da es nur wenige Ultraschalluntersuchungen gab. Väter durften bei der Geburt nicht dabei sein. Nach der Geburt wurde einem das Kind sofort entrissen, gebadet, vermessen und in ein extra Bettchen gesteckt. Alle vier Stunden wurde es der Mutter zum Stillen gebracht. Nach 7 bis 14 Tagen Krankenhausaufenthalt wurde man nach Hause entlassen.
Ambulant oder Stationär?
Entscheidet man sich für eine natürliche Geburt, stellt sich die Frage, wie und wo man entbinden möchte. Möchte man stationär im Krankenhaus entbinden oder doch lieber ins Geburtshaus gehen? Oder entscheidet man sich für den Mittelweg: die ambulante Geburt im Krankenhaus? Einige Mütter sind sogar so mutig (zumindest sehe ich es so) zu Hause zu entbinden. Abgesehen von der Sauerei, die hinterher wieder weggemacht werden muss, wäre mir das doch zu unsicher.
Eines steht aber fest: die Geburten im Krankenhaus sind heute deutlich "humaner". Väter dürfen bei der Geburt dabei sein, filmen, fotografieren, die Nabelschnur durchtrennen, das Baby halten. Nach der Geburt wird das Neugeborene sofort auf die Brust der Mutter gelegt und - sobald das Baby dazu bereit ist - auch angelegt. Erst nach zwei bis drei Stunden "Bonding" wird das Baby vermessen.
Stationäre Geburt
Die Stationäre Geburt bedeutet, dass man im Krankenhaus sein Kind zur Welt bringt und in der Regel drei Tage dort verweilt (bei Kaiserschnitt auch länger). Vorteile sind folgende:
- die U2, welche zwischen dem 3. und 10. Lebenstag des Neugeborenen erfolgt, kann noch im Krankenhaus durchgeführt werden
- man hat rund um die Uhr Hilfe vor Ort, wenn es Probleme geben sollte
- gerade bei der ersten Geburt kann es einem Sicherheit geben in einem Krankenhaus zu liegen, Unterstützung beim Stillen usw. zu erhalten
- standesamtliche Wege (Anmeldung des Kindes) können oftmals vor Ort erledigt werden
- es gibt ein professionelles Foto (in der Regel macht ein Fotograf bei den Neugeborenen die Runde und setzt das Baby professionell ins Licht; meist ist ein Foto kostenlos, alles Weitere schnellt preislich schnell in die Höhe, man spart sich jedoch den Gang zum Fotografen)
- man erhält häufig ein Geschenk vom Krankenhaus bei der Entlassung (bei Wirbelwind war es ein Schlafsack)
Nachteile, die sich aus meiner Sicht aus einem Krankenhausaufenthalt ergeben, sind folgende:
- starke Fremdbestimmtheit; Ärzte und Schwestern reden einem in das junge Mutter-Kind-Verhältnis gerne rein
- unruhige Nächte nicht nur durch das eigene Kind, sondern durch ein weiteres Baby des Zimmergenossen (in der Regel wird man in einem Zweibettzimmer einquartiert)
- Gefahr durch Krankenhauskeime
Ambulante Geburt
Bei der ambulanten Geburt verlässt man ca. vier Stunden nach der Geburt wieder das Krankenhaus. Baby und Mutter müssen hierzu jedoch fit genug sein. Sollte der Kreislauf der Mutter nicht mitspielen, müssen beide noch länger verweilen. Bei Kaiserschnittgeburten ist eine ambulante Geburt nicht möglich.
Vorteile der ambulanten Geburt stellen gleichzeitig die Nachteile eine stationären Geburt dar.
- man kann sich ganz auf sich und das Baby konzentrieren, ohne den hektischen Krankenhausalltag mitzubekommen
- die Nachsorgehebamme ist der einzige Ansprechpartner und nicht tausend Leute, die einem reinreden wollen
- man kann sich ganz auf seine Mutterinstinkte verlassen
- Studien belegen darüber hinaus, dass Wochenbettdepressionen seltener auftreten
Nachteile sind im Prinzip die im Krankenhaus genannten Vorteile. Insbesondere die Wege zu Standesamt oder Kinderarzt in den ersten Tagen bleibten einem so nicht erspart.
- man muss zur U2 zum Kinderarzt fahren (evtl. macht der Kinderarzt auch einen Hausbesuch)
- man muss zur Anmeldung des Kindes zum Standesamt fahren
- man erhält kein "Enlassungsgschenk" (für manche vielleicht ein wichtiger Grund?!)
- die "Rund-um-die-Uhr-Betreuung" entfällt
- eine Unterstützung durch den Partner ist dringend notwendig - sollte keine Unterstützung vorhanden sein und noch mindestens ein weiteres Kind unter 12 Jahren im Haushalt leben, übernimmt evtl. auch die Krankenkasse die Kosten für eine Haushaltshilfe
Und nun werdet Ihr Euch sicher fragen, für welches Modell wir uns entschieden haben? Ich möchte gerne versuchen ambulant im Krankenhaus zu entbinden. Für das Geburtshaus habe ich doch zu sehr Angst, dass etwas schief gehen könnte. Aber ich möchte zumindest die Zweisamkeit (oder auch Drei- und Viersamkeit) nach der Geburt genießen können. Zumindest weiß ich nun theoretisch und auch praktisch (?), wie ich mit meinem Baby umzugehen habe. Zudem habe ich diesmal eine Hebamme, welche mir vom ersten Tag an zur Seite steht. Bei Wirbelwind kam meine Nachsorgehebamme erst fünf Tage nach der Geburt vorbei. Ich war also zwei Tage lang "alleine" mit meinem Baby und relativ hilflos, weil das Stillen nicht so richtig klappen wollte. Ich bin gespannt, ob mein Kreislauf mitmacht und mich meine Beine nach der Geburt zum Auto tragen. Ich möchte es in jedem Fall versuchen.
Wie habt Ihr Euch entschieden zu entbinden?
Habt Ihr beim zweiten Kind eine andere Entbindungsart gewählt, und wenn ja warum?
Eure Wiebke
Labels: Geburt