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Bild: Pixabay.com |
Ich
stehe vor dem Bett meiner Tochter. Es ist etwa ein Uhr früh. Sie sagt, dass sie
nicht mehr in ihrem Bettchen schlafen mag. Ich streichle über ihr Köpfchen und
die Augen fallen sofort wieder zu. Das Nachtlicht scheint auf ihre
geschlossenen Lieder und gibt ihren gleichmäßigen Atem preis. Einige Stunden
später höre ich erneut ein Rufen durch das Babyfon. Ich torkele schlaftrunken in ihr Zimmer.
Sie wiederholt ihren Spruch vom letzten Mal und diesmal lasse ich sie gewähren.
Sie tippelt mir hinterher, ihren Schmusehasen fest im Griff. Vergnügt schmeißt sie sich in das Bett, legt sich auf mein Kopfkissen und lässt sich von mir zudecken.
Sie ist
sofort wieder im Schlafmodus, jedoch sehr unruhig. Immer wieder tritt sie mich mit ihren kleinen Beinchen.
Ich rutsche in die andere Ecke des Bettes, um auch noch etwas Schlaf zu
erhaschen. Die Regentropfen hämmern an das Fenster und machen meinem Vorhaben ein Strich durch die Rechnung. Ich lege das Kissen auf meinen Kopf, um die Geräusche etwas zu dimmen. Als Wirbelwind prüfen will, ob ich auch noch ja neben ihr liege, wird sie enttäuscht. Sie ruft nach mir, da sie mich unter dem Berg von Decken und Kissen nicht sehen kann. Ich rucke wieder auf und kuschele mich an sie. Sie schläft erneut ein. Ich lausche ihren Schlafgeräuschen.
Ich genieße die Nähe, doch
etwas Schlaf wäre auch noch toll. Irgendwann schlafe ich ein, es muss kurz vor
dem Weckerklingeln sein. Denn dieses Klingeln höre ich einfach nicht. Erst ein
halbe Stunde später werde ich geweckt. Das einzig Positive am Verschlafen: ich bin
sofort hellwach, trotz durchzechter Nacht.
Ihr
werdet Euch jetzt sicherlich fragen, was das mit der Überschrift dieses Beitrages
zu tun hat. Ich komme gleich darauf zu sprechen. Versprochen. Hierzu muss man
etwas zurückgehen. Denn bereits drei Nächte zuvor spielte sich Ähnliches ab. Ich
versuchte Wirbelwind am nächsten Tag zu erklären, dass immer, wenn sie
nach mir ruft, ich ja auch wach werde. Und ich bin auch müde und will schlafen.
Sie guckte mich verständnislos an.
Wann
kommt der Zeitpunkt, an dem Kinder nicht nur an sich, sondern auch an andere
denken? Wann kommt der Zeitpunkt, an dem sie ihre eigenen Bedürfnisse zu
Gunsten anderer, geliebter Personen zurückstecken? Anscheinend nicht mit 2 3/4 Jahren.
Ich will mich nicht beschweren. Es ist eine Feststellung.
Bei
einem Baby nimmt man diesen Umstand selbstverständlich an. Natürlich können
Babys nicht Ihre Bedürfnisse zurückhalten. Sie denken nicht: „Oh, ich habe
Hunger. Aber die Mama schläft noch, also sag ich mal lieber nichts.“. Nein, sie
geben lauthals Bescheid, und das ist auch gut so.
Doch
inzwischen kann ich sehr gut mit meinem Kind kommunizieren. Ich kann Sachverhalte
erklären und sie scheint die Zusammenhänge zu verstehen. Sie teilt gerne ihr
Essen oder ihre Spielsachen mit anderen. Sie lernt auf die Bedürfnisse der
anderen einzugehen. Aber selber zurückstecken? Würde sie auch ihr letztes Stück
Apfel verschenken? Würde sie auch ihr begehrtestes Spielzeug verleihen? Einfach
so, aus Genugtuung, aus Nächstenliebe, für das gute Gefühl etwas wirklich
Nettes getan zu haben? Bislang ist es wohl eher noch ein Ausprobieren. Sie
sieht, wie andere teilen, also teilt sie auch. Sie bekommt von uns gesagt, sie soll auch mal andere
Kinder mit ihren Sachen spielen lassen. Also gibt sie sie ab. Sie schaut, was passiert, wie die
anderen dabei reagieren. Sie lernt. Und der Lernprozess scheint noch nicht
abgeschlossen. Er ist in vollem Gange.
Und irgendwann, irgendwann
lernt sie vielleicht auch meinen Schlaf zu respektieren. Hoffentlich spätestens
dann, wenn das zweite Kind da ist. Denn das ist derzeit meine große Sorge.
Ich
teile gerne. Ich teile gerne mein Essen, ich teile gerne mein Sachen. Ich
teile gerne mein Bett, wenn das Kind es wirklich braucht. Aber Eines muss ich
doch festhalten: Mama möchte auch mal etwas egoistisch sein.
Labels: Mama-Alltag