Bin ich zu introvertiert für einen erfolgreichen Blog?

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Viele, die meinen Blog und mich inzwischen gut kennen wissen, dass ich zwar ein regelmäßiger und zuverlässiger Blogger bin, aber nicht zu viel von mir preisgebe und nicht zu kontrovers berichte. Ich gehe sehr überlegt vor, selten intuitiv, was das Bloggen angeht, schließlich bewege ich mich in einem öffentlichen Raum, den jeder betreten kann. Alles was ich sage oder tue kann von Fremden beobachtet und bewertet werden. Das macht mich nachdenklich und zurückhaltend. Doch sind das gute Voraussetzungen für einen Blog? 



Bin ich introvertiert?

Ich mag dieses Wort nicht. Introvertiert. Genauso wie schüchtern. Schon als Kind wurden mir diese Worte oft an den Kopf geworfen. Häuftig war es nicht abwertend gemeint, sondern lediglich eine Feststellung. Ich habe es aber als Beleidigung aufgefasst. Ich fand mich nicht schüchtern. Ich beobachtete nur sehr gerne, stand nie gerne im Mittelpunkt, sondern ließ andere machen. Vielleicht habe ich auch deshalb Soziologie studiert. Das Beobachten und aus der Ferne analysieren hatte ich ja bereits ausreichend perfektioniert. 
Auch heute verhalte ich mich ähnlich. Ich kann sehr wohl auf Leute zugehen, doch ich mache es oftmals nicht, weil mir Smalltalk nicht liegt, oder weil mich die Personen, um die es geht, nicht interessieren. Oder manchmal bin ich auch so in Gedanken, dass ich Leute auf der Straße einfach nicht wahrnehme. Ein Vater im Kindergarten sprach mich letztens an und fragte mich, ob ich etwas gegen ihn habe, weil ich nie grüße. Mir war es gar nicht aufgefallen. Aber so bin ich eben.


Introversion als Blogbedingung?

Warum ich das alles schreibe, werdet Ihr Euch fragen. Wie gesagt, ich denke viel nach. Und oftmals habe ich mich schon gefragt, ob die beschriebenen Eigenschaften so gute Voraussetzungen sind, um einen Blog zu betreiben. Klar kann ich hier viel lernen, gerade auch wie man sich in den sozialen Kanälen bewegt. Andererseits merke ich immer wieder, dass ich eben deutlich weniger auf Facebook, Twitter oder Instagram unterwegs bin und teile, als es andere tun. Wahrscheinlich denke ich auch hier zu viel darüber nach, was andere davon wohl halten könnten, überlege, ob ich meine Follower vielleicht mit zu viel Informationen nerve. Und manchmal komme ich gar nicht auf die Idee, dass dies und jenes überhaupt von Interesse sein könnte.
Ich bin zufrieden so, wie sich mein Blog bislang entwickelt hat. Mehrere hundert Lesefreudige stöbern täglich in meinem Blog herum, auch auf Facebook und Co. bekomme ich Rückmeldungen und steigen die Follower stetig an. Und ich freue mich riesig über jeden Einzelnen davon. Doch ich sehe auch, wie andere Blogs, die teilweise jünger sind als ich, mich überholen. Und mein Eindruck ist, dass deren Blogbetreiber eben deutlich extrovertierter rüberkommen. Sie scheuen sich nicht kontroverse Themen anzusprechen, Details aus ihrem Leben zu posten und so ihrer Leserschaft ständig Futter zu geben. Sie provozieren, amüsieren, unterhalten oder belustigen mit Themen, die ich nach reiflicher Überlegung wahrscheinlich nie veröffentlicht hätte. Zu viele Wenns und Abers würden mir beim Schreiben durch den Kopf gehen. Ich kann keinen polarisierenden Blogbeitrag schreiben, weil ich bereits im Schreibprozess zu sehr über die Pros und Contras nachdenke. Am Ende veröffentliche ich den Beitrag gar nicht erst, weil ich ihn dann nicht mehr interessant genug finde, oder ich konfrontiere meine Leser gleich mit meiner neutralen Sichtweise. Wer will das lesen?

Ihr merkt schon, ich bin heute mal besonders selbstkritisch. Einerseits denke ich schon, dass man auch mit einer zurückhaltenden Art einen erfolgreichen Blog betreiben kann. Dann muss man aber WIRKLICH gute Texte schreiben. Da sehe ich mich doch eher im Mittelfeld. Oder man erfüllt eben Bedingungen, die eine deutlich aufgeschlossenere Persönlichkeit voraussetzen:
  
Das alles sind Bedingungen, die ich schwer erfüllen kann. Klar würde ich gerne einmal auf ein Bloggertreffen gehen. Hier scheiterte es eher daran, dass ich so abgelegen von dem Großteil der anderen Elternblogger wohne. Das kann also noch werden. Doch insgesamt ist meine Grundstimmung verhalten. Ich weiß, dass ich niemals zu den ganz Großen gehören werde. Das muss ich auch nicht. Doch etwas mehr Aufmerksamkeit (hier zeigt sich wohl doch etwas Extraversion) dürfte es schon sein.

Wie seht Ihr das? Denkt Ihr Extraversion ist eine Grundsatzbedingung für erfolgreiche Blogs? 
Und kennt Ihr Gegenbeispiele? Wenn ja, was ist Euer Tipp an mich?


Eure Wiebke

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