Familienbett und Langzeitstillen - Was wird hier diskutiert?

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Ich habe mich bislang aus solch wertenden Diskussionen herausgehalten. Diskussionen darüber, wie lange man ein Kind stillen sollte oder wo es schlafen solle. Vor der Geburt des ersten Kindes machte ich mir sowieo grundsätzlich wenig Gedanken zu dem Thema. Es liegt in meiner Natur etwas naiv an Themen heranzugehen und nicht allzu viel zu hinterfragen. Doch je länger ich in der Bloggerwelt unterwegs bin, kreuzen genau diese beiden Themen immer wieder meine Wege. Ich komme also gar nicht umhin, mich mit Ihnen auseinanderzusetzen. Und heute möchte ich Euch meine Meinung dazu mitteilen, in der Hoffnung eine offene und von Respekt geleitete Diskussion anzustoßen.

Immer wenn ich Beiträge von Müttern lese, die das Familienbett praktizieren oder über einen langen Zeitraum stillen, lese ich einen Entschuldigungston heraus. Es wird versucht zu begründen, warum man das macht, was es für das Baby bringt. Es wird auf Beiträge verlinkt, in denen andere Mütter oder sogar Wissenschaftler die Bedeutung des jeweiligen Themas hervorheben. Warum ist das so? 

Ich behaupte: es wäre gar nicht notwendig, da die Themen - zumindest in der Bloggerwelt - inzwischen weit akzeptiert sind. 
Und ich gehe noch weiter und sage, dass die Mütter, die eben ihre Kinder in ihrem Zimmer im eigenen Bett schlafen lassen und/oder nach kurzer Zeit abstillen hierbei deutlich schlechter wegkommen. Bestimmt gibt es einige bloggende Mütter, die kein Familienbett praktizieren. Doch sie sprechen selten darüber (mir bislang einzig bekanntes Beispiel bei den StadtLandMamas, wo der Beitrag auf Grund seiner provokanten Art eine starke Diskussion hervorrief). Und warum? Weil sie Angst haben sich zu outen und als kalt und unbarmherzig betituliert zu werden? Oder weil sie aber nicht die Notwendigkeit sehen es in die Welt hinauszuschreiben und sich bei allen und jedem zu rechtfertigen? 

Wie Ihr sicherlich in meinem letzten Beitrag gemerkt habt, gehöre ich zu eben genau den Müttern, die kein Familienbett besitzen und "frühzeitig" (im siebten Monten) abgestillt haben. Wenn ich an die Dikussion denke, dann spüre ich genau die zwei Punkte, die ich gerade genannt habe: ich habe Angst von Euch kritisiert zu werden. Ich habe Angst als eine Mutter abgestempelt zu werden, die nicht auch noch die letzten Nächte für ihr Kind opfert, sondern so egoistisch ist, dass sie ihr armes, kleines, verängstigtes Kind in einem separaten Raum im kalten Bettchen schlafen lässt. Ich habe Angst von Euch zu hören, dass ich nicht an das Wohl meines Kindes denke, wenn ich ihm abends nicht mehr die Brust gebe. Ich habe Angst, dass Ihr mich als selbstsüchtig bezeichnet, weil ich meinem Kind besonders intime Momente verweigere und ihm damit die Liebe, die es braucht, verwehre.

Und wenn ich gerade so meine Ängste schreibe, verstehe ich immer mehr die Mütter, die sich in ihren Familienbett und Langzeitstillen-Artikeln rechtfertigen. Sie haben wohl angst als Helikopter-Mutter beschrien zu werden, die nicht loslassen kann und seinem Kind nicht den notwendigen Freiraum gibt. Sie haben angst vor den angewiderten Blicken, wenn sie gestehen ihr bereits laufendes Kind zu stillen (siehe z.B. den Beitrag von Mamis-Blog).

Das Problem ist, egal welchen Weg wir Mütter entscheiden einzuschlagen, wir haben immer mit Widerstand zu kämpfen. Immer weiß es jemand besser. Immer gibt es jemanden, der die Entscheidung nicht verstehen kann. Und ich verlange auch nicht, dass andere meine Entscheidung vestehen. Denn niemand kennt die Hintergründe, die Umstände und die Art der Umsetzung so gut wie man selbst. Doch niemand sollte auf Grund von spärlichen Informationen auf die Müttertauglichkeit urteilen. Niemand sollte andere Mütter verurteilen, weil sie ihren Weg umsetzen, den sie für sich und ihr Kind für richtig halten. Denn - davon gehe ich zumindest bei allen bloggenden Eltern aus - sie wollen nur das Beste für ihr Kind. Sie lieben ihre Kinder und würden sie nicht unnötigen Belastungen aussetzten. Sie wollen sie beschützen, wollen ihnen den besten Start in das Leben geben. Und jeder findet seinen ganz eigenen Weg dies zu realisieren. 

Liebe Blogger(innen), habt den Mut Euren Weg zu beschreiben. Zeigt uns, wie vielfältig jeder Lebensweg ist. Zeigt, dass es nicht nur die EINE richtige Lösung gibt. Liebe Leser, habt den Respekt andere Wege zu akzeptieren. Habt offene Ohren, um dies zu begreifen. Und überlegt zweimal, bevor Ihr den Weg anderer kritisiert. Dann müssen wir uns auch nicht mehr dafür rechtfertigen, dass wir unsere Kinder lieben und mit Ihnen zusammen den Alltag bestmöglich gestalten wollen. Dann können wir einfach Mütter sein.
 
Eure Wiebke

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