Rückblick: So war die Geburt von Wirbelwind - ein Geburtsbericht

Ein Beitrag bin ich Euch schon längst überfällig, nämlich den Geburtsbericht von meinem lieben Wirbelwind. Da nun bald die nächste Geburt ins Haus steht (naja, ein halbes Jahr Schonfrist bleibt mir noch), wird es nun aber höchste Eisenbahn. Zum Glück habe ich mir alles kleinlichst nach der Geburt notiert. Denn mal im Ernst: das Meiste hätte ich doch längst wieder vergessen. Ich weiß auch nur noch, dass die Wehen anstrengend waren, nicht dass sie weh taten. Aber Schluss mit einer verklärten Geburtserinnerung. Hier kommen die harten Fakten ;-)

Die Vorgeschichte

Da mein Baby bei den CTGs, die regelmäßig zum Ende der Schwangerschaft hin beim Frauenarzt durchgeführt wurden, in der Regel schlief (zumindest vermutetete man das) und somit der Herzschlag sehr ruhig und regelmäßig war - was interessanter Weise gerade NICHT gewollt wird (auch hier berichtet) -, wollten die Ärzte einen Wehenbelastungstest durchführen. Damit sollte untersucht werden, wie mein Baby unter Wehen reagierte und ob sie einer natürlichen Geburt standhalten würde. Das ganze sollte stationär erfolgen. Ich wurde also einen Tag vor dem geplanten Test ins Krankenhaus eingewiesen. Am nächsten Morgen, vier Tagen nach meinem errechneten Entbindungstermin, sollte ich mich bereithalten. Ich knabberte also an meinem Brötchen, bekam dann aber gesagt, dass ich wegen dem Test nicht zu viel frühstücken sollte. Naja, so viel bekam ich eh nicht herunter. Denn meine Gedanken kreisen nur um den anstehenden Test. „Verläuft der Test auch gut?“ Ich hoffte, dass mit meinem Baby alles stimmte und ich keinen Kaiserschnitt brauchte. Und „bitte lass es heute geschehen!“. Nun saß ich also da wie auf heißen Kohlen. Meine Sachen hatte ich optimistischer Weise wieder gepackt, da ich bei einer Entbindung in einen anderen Klinikteil verlegt werden würde. Und ich wartete und wartete… Zum Glück hatte ich ein Buch und ein Rätselheft mit, um mir die Zeit zu vertreiben. Dann, nach unzählig flüchtig gelesenen Wörtern und Buchstaben (ich löste Sudoku), kamen endlich zwei Schwestern, um mich abzuholen. Es war bereits fast Mittag. Das Mittagessen konnte ich mir abschminken. Das Seltsame: ich sollte mich in mein Bett legen und wurde darin in den Kreissaal kutschiert. Ich fragte, ob ich nicht daneben mitlaufen könne, aber sie bestanden darauf. Ich erinnere mich noch, wie die eine Schwester meine Socken anstarrte und gutgelaunt bemerkte: „Heute ist aber nicht Dienstag!“ Tja, ich hatte Socken mit Aufschrift an, richtete mich aber nie nach den tatsächlichen Wochentagen. Seltsam, was einem so in Erinnerung blieb! Peinlich waren mir nicht die Dienstags-Socken, sondern das im Bett-umher-Kutschieren durch das halbe Krankenhaus, obwohl ich quicklebendig war. Alle Patienten und Gäste, die uns auf dem Weg begegneten, schauten mich interessiert und verdutzt an. Ich lächelte etwas überfordert zurück, um zu zeigen, dass es mir gutging und es sich hier nicht um einen Notfall handelte. Unten angekommen wunderten sich die Hebammen, warum ich denn in meinem Bett lag. Ich hätte also doch laufen können… 

Der Wehenbelastungstest

Es wurden alle Vorbereitungen getroffen. Falls es doch richtig zur Sache gehen würde, sollte ich ein Krankenhaushemd überziehen. Also schlüpfte ich in den Baumwollsack, dessen Bezeichnung als Hemd doch recht irreführend war. Ich kletterte wieder in mein Bett und wartete darauf, was nun kommen mochte. Als erstes wurde mir ein Wehentropf gesetzt. Die Hebamme suchte meine Vene - ja das war nicht das erste Mal in der Schwangerschaft, dass ich angezapft wurde und die Ärzte nicht so recht wussten, wo sie denn hineinstechen sollten. Die Vene war nun gefunden und die Kanüle wurde gesetzt. Ich wurde an einen Beutel mit wehenförderlicher Flüssigkeit angeschlossen, die langsam in meinen Arm tröpfelte. Tropf, tropf, tropf. So ging es einige Minuten, ehe die Hebamme wieder hineinschaute und sich nach meinem Zustand erkundigte. Mir ging es super - abgesehen von meinem Hunger. Anscheinend war ich ziemlich wehenunempflindlich, denn obwohl die Wehen auf dem CTG bereits ersichtlich waren und mein Baby auch super reagierte (die Ärztin meinte später, es sei das beste CTG gewesen, dass sie je von meinem Baby gesehen hatte), merkte ich davon noch wenig. Nach ca. 2 Stunden erklärte die Hebamme das Experiment für beendet. Sie drehte den Tropf zu und sagte mir, ich müsse jetzt noch eine halbe bis eine ganze Stunde hier liegen, bis die Wehen wieder abgeklungen sind. Ich war enttäuscht, da ich ja hoffte, es würde endlich losgehen. 
Ich lag bestimmt schon eine halbe Stunde zur „Regeneration“ da, als die Hebamme wieder hineinkam und meinte: „Die Ärztin möchte, dass wir die Dosis erhöhen, damit wir schauen können, wie das Baby reagiert, wenn Sie die Wehen RICHTIG spüren“. Ich dachte nur: na toll, ich hab Hunger und muss seit einer Stunde auf die Toilette (Später hatte ich die Vermutung, dass die Ärztin die Geburt forcieren wollte, weil gerade keine andere Geburt anstand). 
Den Hunger konnte ich nicht angehen, aber auf Toilette konnte ich doch sicherlich gehen. Diesen Wunsch sprach ich aus und er wurde mir auch erfüllt. Ich dachte ich werde kurz vom Tropf abgemacht, aber nein, ich musste ihn mit auf das Örtchen nehmen. Es ist ganz schön schwierig sein Geschäft zu verrichten, wenn man die ganze Zeit einen Wehentropf am Arm baumeln hat und den dazugehörigen Beutelständer (wie auch immer das heißt), hinter sich herschieben muss. Irgendwie schaffte ich es doch. Dort fertig kehrte ich zum Bett zurück und merkte plötzlich wie es zwischen meinen Beinen nass wurde. Erst dachte ich: „na toll, jetzt werde ich auch noch inkontinent“, wunderte mich aber gleichzeitig, weil ich ja gerade erst auf Toilette war. Ich sagte also der Hebamme: „Entweder habe ich eingepinkelt oder es ist gerade meine Fruchtblase geplatzt!“. Sie schaute mich verdutzt an und gab mir dann eine Einlage und Netzschlüpfer. Anschließend schnupperte sie an meinem Slip, um herauszufinden, ob es sich um Urin oder Fruchtwasser handelte (hmm… lecker!), mit der Vermutung, dass es Letzteres war. Aber ganz sicher war sie sich nach der Schnupperprobe nicht. Daher untersuchte sie als nächstes meinen Muttermund, der bereits zwei Zentimeter geöffnet war. Die Hebamme war überrascht, da es mir noch nicht anzusehen war, dass ich bereits so weit fortgeschritten war. Sie sagte munter: „Das freut mich. Da werden Sie wohl spätestens morgen Ihr Kind zur Welt bringen!“. Ich dachte noch so: „Morgen? Na so lange möchte ich aber nicht brauchen, es war ja erst 14 Uhr durch“. Die Hebamme machte weiter mit ihrem Programm und fragte mich, ob ich etwas gegen einen Einlauf hätte. Hatte ich nicht, meine Schwester hatte mich schon auf das Prozedere vorbereitet. Und so spritzte sie mir eine Flüssigkeit in den Hintern, die auch bald Wirkung zeigte. Ich huschte also wieder auf die Toilette und … den Rest könnt Ihr Euch denken. 

Ach so fühlen sich Wehen an... 

Kurz darauf wurden die Wehen deutlicher, was wohl auch an dem geringeren Fruchtwasser lag. Die Schwestern informierten meinen Mann, der eine halbe Stunde später eintraf.
Die Wehen wurden stärker. Mein Mann stand etwas hilflos herum, tätschelte meine Hand, um zu zeigen, dass er mir beistand. Ich war aber inzwischen so erhitzt, dass mir das zu viel wurde und ich ihn bat mich nicht mehr anzufassen. Naja, gebeten habe ich Ihn weniger, sondern eher herumkommandiert. Aber die Etikette hatte ich schon ein paar Stunden vorher abgelegt. Mein Mann wurde zum Wasserlieferanten degradiert. Also saß er die ganze Zeit nur da, schaute zu, reichte mir ab und zu einen Becher mit Wasser oder legte einen feuchten Waschlappen auf meine Stirn, fühlte sich alles in Allem aber ziemlich hilflos. 

Es wurde Ernst.

Ich wurde in den größeren Kreißsaal verlegt, weil er frei geworden war. Außer mir war jetzt keine andere Gebärende im Kreißsaal, so dass sich alles auf mich konzentrierte. Zunächst stand ich und beugte mich über das Bett. Dann lag ich auf der Seite im Bett. Jetzt, ca. 2 ½ Stunden nach dem Blasensprung, setzten die Presswehen ein. Ich sollte nun in Rückenlage gehen, damit ich die Beine weiter öffnen konnte. Um sicher zu gehen, dass nicht etwas Urin den Weg blockiert, setzte mir die Hebamme noch einen Katheter. Um drei Tropfen erleichtert schien es nun voran zu gehen. Auch die Ärztin war inzwischen eingetroffen, was mir zeigte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Wohl um mich zu motivieren bot sie mir an, doch mal nach dem Köpfchen zu fühlen. Ich fasste mir also zwischen die Beine und fühlte etwas haariges Weiches. Ich stöhnte erstaunt: „das ist so weich“ und wandte mich der nächsten Wehe zu. 
Meine Presswehen waren ziemlich kurz, vielleicht 15 Sekunden. In der Zeit kam das Köpfen nur wenig vorwärts. Außerdem konnte sich mein „Schmuckkästchen“ (wie es mein Mann nennt) auf Grund der Schnelle nicht genug weiten. Es kam also wie ich befürchtet hatte, dass mir unter dem Höhepunkt einer Wehe ein Schnitt gesetzt wurde. Das Schmuckkästchen wurde also zur Schatztruhe umgebaut. Dennoch war ich froh über den Schnitt, denn endlich kam (ca. 3 ½ Stunden nach dem Blasensprung) mein Kind zur Welt. Inzwischen hatte sich fast das ganze Personal versammelt, da ja keine weitere Geburt anstand. Neben Hebamme und Ärztin fanden sich eine weitere Hebamme sowie eine Schülerschwester ein, die dem Spektakel von der unteren Bettseite her zuschauten. 

Geschafft

Ich hörte ein lautes Schreien. Mein Mann meinte später, dass sie bereits schrie, sobald das Köpfchen herausguckte, also noch bevor der restliche Körper im Freien war. Ein Po-Klaps war also nicht nötig. Kaum war mein Baby draußen, wurde sie auch schon zum „Bonding“ auf meine Brust gelegt. Nun konnte ich sie spüren, ihren zarten Körper, die zaghaften Bewegungen, die Atemgeräusche. Ich bestaunte mein Werk und murmelte zu meinem Mann: „Sie ist so schön!“.
Als nächstes musste die Nabelschnur durchtrennt werden. Ich hatte zuvor Mittermeiers Buch gelesen und fand die Vorstellung doch etwas befremdlich, eine so gummiartige Nabelschnur zu durchschneiden. Auch mein Mann wollte dies nicht tun. So durfte am Ende die Schülerschwester die Schnur durchtrennen. 
Nun kam die Nachgeburt heraus, bei der ich nochmal kurz pressen sollte. Es klappte unproblematisch. Dann wurde ich genäht. Hierzu musste ich meine Beine anwinkeln, was mir unglaublich schwer viel, weil sie völlig zittrig waren. Wie Wackelpudding fühlten sie sich an. Mein Mann und die Schülerschwester stützten mich daher links und rechts ab. Ich erhielt eine Betäubung und die Ärztin nähte mich sorgfältig zu, mit einem Faden, der sich selbst auflöst. Eine super Erfindung. 
Nach einer ganzen Weile haben die Hebammen die Kleine gewaschen, gemessen und gewogen und die genommenen Maße sowie ihren Fußabdruck in einem Kärtchen vermerkt. 3500g und 53cm. Wir durften nun ihren Namen verkünden und sie bekam ein Namensbändchen um. Welchen Namen sie bekommen sollte, entschieden wir spontan. Wir hatten zwei zur Auswahl und ließen unseren Bauch entscheiden. Frisch gewaschen und etikettiert wurde sie mir an die Brust gelegt, wo sie sofort heftig anfing zu saugen. 
Auffällig war, wie wach sie in den ersten Stunden nach der Geburt war. Wenn ich mir die ersten Fotos anschaue, hat sie immer die Augen auf. Es schien, als wolle sie von Anfang an die Welt erkunden und genau die Person inspizieren, an die sie sich gerade schmiegt

Der Geburtsbericht

Zwei Jahre nach der Geburt habe ich es dann doch mal geschafft das Krankenhaus anzuschreiben und um den Geburtsbericht zu bitten. Die nüchternen Fakten möchte ich Euch auch nicht vorenthalten:


So, Ihr Lieben. Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in meine Geburt geben. Und ich hoffe für mich, dass die zweite ebenso glimpflich abläuft. Aber oftmals heißt es ja, dass die zweite Geburt nur so "flutscht", und bei der Dritten ist dann wieder alles möglich. 

Was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht? 

Eure Wiebke


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