Die liebe Anne vom Blog „Mama tanzt“ hat zusammen mit Sabine vom Blog „Das Mutterschiff“ die Herbstaktion „Themenwochen“ ins Leben gerufen. Hier
können Blogs jede Woche zu neuen Themen ihren Gedanken freien Lauf lassen. Als
erstes ist das Thema „Fremdbetreuung - Fremderziehung“ dran. Und ich freue
mich, dass Anne an mich gedacht hat. Hiermit beteilige ich mich sehr gerne an
den Themenwochen.
Eine Frage der Region?!
Ich selber habe kein Problem damit mein Kind in die Obhut
von „Fremden“ zu geben. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich gerade im
Gebiet der ehemaligen DDR befinde, wo ich diese Worte schreibe. Denn die
damalige Ansicht, dass diese „Fremdbetreuung“ etwas ganz Normales und sogar
Notwendiges ist, hält sich hier bis heute.
Meine Schwester durfte beide Seiten erleben. Als sie verkündete,
dass sie ein Jahr Elternzeit nehmen und ihr Kind mit einem Jahr in die
Fremdbetreuung (hier eine Tagesmutter) stecken möchte, erhielt sie ganz
verschiedene Kommentare:
1. Freunde aus dem ostdeutschen Raum: „Du reizt also das
ganze Jahr voll aus“.
2. Bekannte aus dem westdeutschen Raum: „Oh, nur ein Jahr?“
Ich glaube dies gibt die konträren Einstellungen zur Diskussion
sehr gut wieder, die nicht nur zwischen Ost und West, sondern von Haustür zu
Haustür sehr unterschiedlich ausfallen können. Die Einen können es sich
überhaupt nicht vorstellen, ihr Kind vor den ersten drei Jahren (manche sogar
erst im Schulalter) abzugeben, andere finden es selbstverständlich. Und es gibt
natürlich auch diejenigen Eltern, die auf eine Fremdbetreuung angewiesen sind,
um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ob sie es nun gut finden oder nicht,
steht bei ihnen nicht zu Debatte. Es muss funktionieren.
Dass diese Sichtweisen so unterschiedlich ausfallen, ist erst einmal kein Problem. Jeder findet die für sich passende Lösung. Problematisch wird es erst, wenn man seine eigene Meinung als Nonplusultra ansieht und andere Müttern mit anderen Lösungen kritisiert.
Daher mein Plädoyer: Hört damit auf anderen Müttern vorzuschreiben, wie sie Ihre Kinder zu betreuen haben. Akzeptiert den Weg, den andere Mütter gefunden haben und tauscht Euch KONSTRUKTIV über mögliche Risiken aus. Danke!
Wenn Kinder (und Eltern) sich nicht an die Fremdbetreuung gewöhnen
Wenn das Kind nun in eine Fremdbetreuung soll, steht zunächst die Eingewöhnung an. Was ich hierbei gemerkt habe: je unverkrampfter und offener
man einer Fremdbetreuung gegenübersteht, desto leichter fällt es auch dem Kind
diese anzunehmen. Denn sie merken sehr wohl, ob die Eltern ihr Kind gerne in
der Kita oder bei der Tagesmutter abgeben, oder dabei ein ungutes Gefühl haben.
Das überträgt sich dann auf das Kind und - oh Wunder - es mag plötzlich auch
nicht mehr in Kindergarten und Co. gehen. Welche Überraschung.
Ich habe einmal ein paar verschiedene Verhaltensweisen
gesammelt, die nicht gerade förderlich für eine gelungene Eingewöhnung sind.
Quasi das Anti-Beispiel.
Und nun noch zu unseren eigenen Erfahrungen
Ich hatte
mich bemüht die oben genannten Tipps konträr umzusetzen, als ich Wirbelwind mit
14 Monaten in die Fremdbetreuung gab. Außer das ausgiebige Knuddeln, das ist
nicht so richtig aus mir herauszubekommen. Und auch Wirbelwind hat die
Eingewöhnung - wie ich finde - sehr gut überstanden. Nur die zweite Woche, als
sie realisierte, dass es jetzt zur Gewohnheit wird, dass die Mutter
verschwindet, gab es Geheule. Doch schon bald freute sie sich auf dem Kindergarten.
Was blieb ihr auch anderes übrig, wenn die Mama (moi) jeden Morgen mit Strahlen
in den Augen ruft: „Weißt du was? Heut ist wieder… KINDERGARTEN!“. Da konnte sie ja nur in die Hände klatschen, einen Luftsprung machen und ganz laut „Jaaaaa“ rufen. Dass sie dann ab und an doch mal
zögerlich in der Tür steht und sich an meine Beine presst, vor allem wenn wir
spät dran sind und der Raum völlig überfüllt ist, kommt eben auch mal vor. Meine Frage, wenn ich sie abhole
lautet übrigens: „Und, war es schön?“
Inzwischen,
nach einem Jahr, ist sie „angekommen“, wie man so schön sagt. Sie begrüßt alle
Kinder mit Vornamen, auch die Erzieher. Gerade das Miteinander der Kinder zu
beobachten, treibt mir manchmal Tränen in die Augen, jedoch nicht vor Trauer,
sondern vor Rührung. Heute Morgen beispielsweise begrüßte sie noch auf der
Straße völlig euphorisch einen Gruppenfreund. Händchenhaltend gingen sie die
Treppe hoch. Oben angekommen schritt sie schließlich alleine, ohne zu zögern in
den Raum, lächelte alle Kinder an (heute war es etwas eher und daher noch nicht
so voll) und wurde sofort von einem anderen Mädchen mit einem Küsschen auf die
Wange begrüßt.
Nein, ich
habe keine Bauchschmerzen, wenn ich mein Kind in die Fremdbetreuung gebe. Auch
wenn die Erzieher ihr eine Windel ranmachen, wenn sie keine mehr braucht, weil die
Vertretung es nicht besser wusste. Oder sie auf einmal Sachen trägt, die bislang nicht zu ihrem Kleiderschrank gehörten. Das
sind Kleinigkeiten. Wichtig ist, dass das Kind sich
wohl fühlt, und das tut es, auch mit Windel und fremden Sachen.
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