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Ich hetze den Keller entlang, die Treppen hinauf und stehe vor
einem leeren Raum. Wo war das doch gleich? Ich fliege die kleinen Stufen wieder
hinunter in den ersten Stock, auch hier ist niemand. Riesige Fragezeichen
machen sich in mir breit. Ich bin abgehetzt, da viel zu spät, eine verschwitzte
Haarsträhne hängt mir über der Stirn. Einen Raum habe ich noch nicht abgesucht.
Also wieder rauf in das zweite OG. Und dort sitzen sie: Mütter und Väter,
gepresst auf viel zu kleinen Stühlchen, ganz brav in Reih und Glied.
Mein
Freund ist schon da und hat mir einen Platz frei gehalten, direkt neben der
Erzieherin. Ich gehe einmal quer durch den Raum, lächelnd, an allen Eltern
vorbei und zwänge mich auf den letzten freien Stuhl. Wie auf dem
Präsentierteller sitze ich nun dort. Alle starren mich an wie ein Eindringling,
dabei kennen mich die Meisten bereits vom Sehen. Das ist die Mama vom
Wirbelwind. Nun sitze ich vor ihnen, als wolle ich gleich selber anfangen zu
reden. Doch das überlasse ich anderen. Neben einer Erzieherin hat auch die
Kindergartenleiterin zu uns gefunden. Sie wollten gerade mit der
Vorstellungsrunde beginnen. Netterweise fangen sie auf der anderen Seite an,
damit ich noch etwas verschnaufen kann. Und so hörte ich mir die doch recht
gezwungenen doch irgendwie auch rührenden Beiträge der anderen Eltern an. Was
haben sie erwartet? Wie hat sich ihr Kind entwickelt? Was erwarten sie in der
Zukunft? Eine Mutter hält ein langes Plädoyer für den Kindergarten und kommt
aus dem Schwärmen, wie toll sich ihr Kind hier entwickelt hat, gar nicht mehr
heraus. Ich sah, wie sich die Kitaleiterin eine Träne verdrückte.
Dann bin ich an der Reihe. Ich betone, wie gerne Wirbelwind
in den Kindergarten geht und sie definitiv bereit ist für die neue, größere
Gruppe. Sie steht fremden Situation zwar zunächst etwas scheu gegenüber, taut
dann aber schnell auf. Die Erzieherin zu meiner Linken nickt.
Nun wird uns erzählt, was sich für die Kleinen ändert,
außer dass sie morgens eine Treppe mehr laufen müssen. Zunächst gibt es keinen
Wickeltisch mehr. Stubenrein müssen die Kleinen zwar noch nicht sein, doch
praktischer wäre es schon. Na mal sehen, ob wir das bis September hinbekommen.
Neu ist auch der Mittagsschlaf: statt Gitterbettchen gibt es nun Matratzen, die
in den einzigen Raum gelegt werden. Der Luxus eines eigenen Schlafraumes fällt
weg. Gestrichen wird, wenn man einmal dabei ist, auch noch ein Erzieher. Um die
15 Knirpse kümmern sich nun nur noch zwei Personen. Glücklicherweise kommen
beide aus der Kinderkrippengruppe mit, sind also vertraut. Wie erfahren, dass sich das Jahr darauf der Betreuungsschlüssel nochmals ändert. Dann passt
auf die 15 Hanseln nur noch ein Erzieher auf. An dieser Stelle fügen die
Erzieher noch einen kleinen Appell an uns Eltern an, gegen diese Missstände
anzugehen. Recht haben sie. Konsequenterweise wird - dem niedrigen
Betreuungsschlüssel geschuldet - auf die Selbstständigkeit großen Wert gelegt.
Die Kleidung muss gut beschriftet sein, damit die Kinder sich selbstständig
anziehen können. Äh Moment mal. Aber Lesen sollen sie diesen Sommer jetzt nicht
noch lernen, oder?
Es folgt eine Tour durch die neuen Räume, die uns nochmal
vor Augen führt, dass das Schlafen auf den Matratzen eine der größten
Herausforderungen werden wird.
Vollgepackt mit Informationen und einem etwas mulmigen
Gefühl im Bauch verlassen wir die Einrichtung. Schnell noch das Kind
eingesammelt, das 16:45 Uhr noch munter im Sandkasten spielt. Sie fühlt sich
hier wohl, und das ist das Wichtigste. Die meisten Ihrer Freunde wechseln
ebenfalls die Gruppe und die Neuerungen werden sie schnell verkraften. Dessen bin
ich mir sicher. Die kleinen Mäuse sind anpassungsfähiger als man denkt... Hoffentlich.
Ich werde berichten, wie sie die Umstellung verkraftet hat.
Habt Ihr Erfahrungen damit gemacht? Wie haben Eure Kinder beim Wechsel
der Kindergartengruppe reagiert?
Labels: Kleinkind-Alltag, Mama-Alltag