Zum
einen hat Wirbelwind nun doch meine Tastensperre am Handy geknackt. Ich bin mir
nicht sicher, ob ich darauf stolz sein oder doch weinen soll. Das Handy wird
auf jeden Fall ab jetzt gut verstaut, am besten gaaanz weit oben. Aber
sicherlich kommt sie da auch bald ran, denn auf Zäune kann sie ja auch schon
klettern, wie wir gestern feststellen durften. Da war der Papa zum Glück dabei
und hat sie wieder herunter geholt. Doch in ihrem Gitterbettchen war keiner
dabei, als sie es versuchte.
Doch von Anfang:
Schon
vor ein paar Wochen hatte ich beobachtet, wie Wirbelwind versuchte ein Bein
über das Bettchen zu heben, um aus dem weichen Paradies zu entkommen. Den
Schlafsack öffnete sie ebenfalls schon selbstständig. Das nahm ich zum Anlass,
die Schlupfsprossen zu entfernen. Meine Befürchtungen, dass Wirbelwind von nun
an nicht mehr schlafen, sondern ständig ihre neu gewonnene Freiheit ausnutzen
würde, waren zunächst nicht begründet. Alles verlief super, bis am dritten Tag unser
Kind ganze fünf Mal bei uns im Wohnzimmer stand. Also Schlupfsprossen wieder
rein und das Kindchen schlief ganz brav ein. Geht doch!
Nun
wird sie aber so geschickt, dass sie beim Spielplatz auf das Geländer klettert
oder eben auf Zäune, um dort herunterzuspringen. Bislang immer im Beisein eines
Elternteils, aber immer öfter eilten wir erst kurz vor knapp zu ihr. Und nun
probierte sie ihre neue Wendigkeit am eigenen Bettchen aus. Zunächst hielt sie
einen lieblichen Mittagsschlaf. Nach fast zwei Stunden meldete sie sich dann
über das Babyfon. Doch es war kein fröhliches „Maaaaaamaaaaaa“-Rufen, wie sonst
üblich, nein wir hörten ein fürchterliches Weinen. Ich rannte hin und mein
Freund rief mir noch hinterher: „Du kannst sie ja versuchen nochmal in den
Schlaf zu streicheln“. Denn wenn sie weinend aufwacht, ist sie für gewöhnlich
einfach noch nicht ausgeschlafen. Doch nach zwei Stunden? Ich rannte in ihr
Zimmer und fand ein leeres Bett vor. Leer? Aber wo kam das Schreien her? Einen
Meter vom Bett entfern lag ein kleines wimmerndes Bündel. Meine Süße! Mir
rutschte das Herz in die Hose. Doch sie rappelte sich schon von alleine auf und
rannte heulend zu mir. Nichts passiert, kein Blut, keine Beule. Nur der
Schreck. Ein Riesenschreck, nicht nur für sie. Ich nahm sie fest in die Arme
und murmelte vor mich hin, warum sie denn nicht nach uns gerufen hat. Wir
hätten sie doch aus dem Bett gelassen.
Ich
setzte mich mir ihr auf die Truhe neben dem Bett und entfernte mit ihr die
Schlupfsprossen. Ich versicherte ihr, dass ich sie nieeeee wieder reinmachen
werde und sie auch nieeee wieder über das Bett klettern müsse. Ich hoffe sie
hat es verstanden.

Doch
ich befürchte, mit dem Herausnehmen der Schlupfsprossen ist es nicht getan. In
Zukunft wird sie weitere Fähigkeiten entwickeln, die nicht nur sie sondern auch
uns an unsere Grenzen bringen werden. Fähigkeiten, die den Horizont erweitern,
neue Möglichkeiten aufdecken, aber eben auch neue Gefahren mit sich bringen.
Ach waren die Zeiten noch beruhigend, als das Kind still im Kinderwagen lag und
sich weder drehen geschweige denn laufen oder klettern konnte. Man legte sie
hin und wusste, wo sie sein würde, wenn man das nächste Mal hinsah. Doch das
ist der Lauf des Lebens. Sie entwickeln sich weiter, lernen Neues und entdecken
die Welt. Diese Neugier und der Entdeckerdrang ist das Beeindruckendste und
gleichzeitig Furchteinflößendste, was ich in meinem Leben bislang kennenlernen
durfe.
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